Bad Homburg v. d. Höhe. Vor mehr als 80 Jahren hinterließ die Homburgerin Marie Schwarz der Stadt ein außergewöhnliches Vermächtnis: Ihr gesamtes Familienerbe mit der Auflage, damit neue Kleinwohnungen zu schaffen. Dieser letzte Wille wirkt bis heute nach – und prägt das Stadtbild so bis in die Gegenwart, aktuell bei der Entwicklung der von der Stadt erworbenen Wohnungen am Wingertsberg. „Wir verbinden hier die Geschichte der Stadt mit ihrer Zukunft: aus einer Stiftungsidee von 1940 entsteht greifbarer Wohnraum für die Menschen von heute“, sagt Oberbürgermeister Alexander Hetjes.
Marie Schwarz, geboren am 4. Mai 1862 in Homburg, entstammte einer alteingesessenen Familie. Nachdem ihre drei Brüder früh und ohne Nachkommen verstorben waren, erbte sie 1931 als letzte Angehörige das gesamte Familienvermögen. Ihr Testament vom 19. März 1940 bestimmte die Stadt Bad Homburg als Erbin mit der Maßgabe, das Vermögen „zur Beschaffung von Kleinwohnungen“ einzusetzen. Nach ihrem Tod am 9. April 1940 konnte die Stadt das Erbe – bestehend aus Grundstücken, Wertpapieren und Immobilien – nach Genehmigung durch die damaligen Behörden übernehmen. Bereits 1963 wurde der Wille der Stifterin erstmals umgesetzt: An der Altkönigstraße entstanden zwei Wohnhäuser mit 16 Kleinwohnungen, an denen eine Gedenktafel an die großzügige Stifterin erinnert.
Das Beispiel der Altkönigstraße zeigt: Der Wunsch von Marie Schwarz nach bezahlbarem Wohnraum begleitet die Stadt bis heute. Zum 30. Juni 2025 beträgt das Sondervermögen aus ihrem Nachlass 253.229,54 Euro. Im Sinne des testamentarischen Auftrags sollen diese Mittel für die Schaffung von Kleinwohnungen verwendet werden. Vorgesehen ist, das Vermögen in die geplante Trennung der Infrastruktur der Wohngebäude von der Klinik am Wingertsberg einfließen zu lassen. Die dort bestehenden Kleinwohnungen entsprechen genau dem Zweck, den die Erblasserin mit ihrem Vermächtnis verfolgt hat.
Zur bleibenden Erinnerung an den Namen der Familie Schwarz wird an einem der Gebäude der Wohnanlage Am Wingertsberg eine Gedenktafel angebracht. Damit erfüllt die Stadt den ausdrücklichen Wunsch von Marie Schwarz, in angemessener Form an ihre Familie zu erinnern.
Mit dem Erwerb der insgesamt 115 Wohneinheiten und einem Einfamilienhaus am Wingertsberg hat die Stadt Bad Homburg jüngst einen wichtigen Schritt zur Stärkung ihres Wohnungsbestands vollzogen. Die von der Deutschen Rentenversicherung Bund übernommene Wohnanlage umfasst rund 5.300 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Gebäudeblöcke sowie weitere 12.000 Quadratmeter an Grundstücks- und Freiflächen. Auch die Straße „Am Wingertsberg“ wurde in das Eigentum der Stadt übernommen und wird künftig als öffentliche Straße gewidmet.
Oberbürgermeister Alexander Hetjes bezeichnete den Kauf (Preis: 9,7 Millionen Euro) als „einmalige Chance, bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern“. Die Mieten liegen unter Marktniveau und werden durch eine Sozialcharta zusätzlich abgesichert, die unter anderem Schutzrechte für Bestandsmieter vorsieht.