Elementare Kräfte, die Leben ermöglichen oder auch zerstören? Unbebautes Land, Maisfelder, ein unendlich scheinendes Reservoir an Rohstoffen? Sich selbst überlassene Gebiete in Städten oder am Rand von Flughäfen? Eine trillernde Lerche über bunten Wiesen oder gentechnisch veränderte Organismen? Der Versuch, eine Antwort zu finden, wirft eher neue Fragen auf. Nur eines scheint sicher: Reden wir von Natur, reden wir immer vom Verhältnis des Menschen zur Welt. So fordert die Frage: „Was ist Natur?“ vor allem eine Auseinandersetzung mit uns selbst – mit unseren Vorstellungen von Schönheit, Lebendigkeit und Nutzen, mit unseren Werten und den Voraussetzungen, die menschlichen und nichtmenschlichen Wesen ein gutes Leben ermöglichen.
Ökologische Krisen als Folge des Klimawandels oder das stark beschleunigte Aussterben von Pflanzen- und Tierarten zeigen deutlich, dass der Mensch Teil von Gefügen ist, sie maßgeblich prägt, aber auch von ihnen abhängt. Wie begreifen wir unsere Rolle, welche Verbindungen kennen wir noch nicht und welche blenden wir aus?
Mit Kunstwerken sowie Objekten aus den Naturwissenschaften und der Kulturgeschichte lädt die Ausstellung dazu ein, ins Zweifeln zu geraten und Annahmen über Natur zu hinterfragen. Sie erkundet die Zusammenhänge von Pflanzen, Tieren, Kultur, Technik, Menschen und Mikroben – und versucht, neue Blicke auf die Welt um uns herum zu eröffnen.
Mit Arbeiten von Andrea Bowers, Bruce Conner, Andy Goldsworthy, Sarah Illenberger, Bertram Kober, François-Joseph Lapointe, Klaus Modick, objects & greens, Roman Schramm, Katharina Sieverding, Superflux, Sissel Tolaas und Objekten, Bildern und Filmen aus den Wissenschaften und der Kulturgeschichte.
Kuratiert von Kathrin Meyer und Ina Fuchs
Ausstellungsgestaltung: Funkelbach. Büro für Architektur und Grafikdesign
Das Museum Sinclair-Haus ist Teil der Stiftung Kunst und Natur, die in Bad Homburg und Nantesbuch (Oberbayern) Räume für die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Kunst und Natur bietet. Das stiftungsweite Jahresthema lautet 2020 „Bestimmung“. Durch sprachliche und räumliche Bestimmungen ordnet der Mensch für sich die unendliche Vielfalt der Erscheinungen – unter anderem als „Natur“. Die Ausstellung „Was ist Natur?“ untersucht, was diese Bestimmungen über die Beziehungen des Menschen zur Welt ausdrücken.