Die Kurstadt als Kunstmarkt wurde von den Historikern bislang kaum beachtet. Ebenso wenig hat sich die Kunstgeschichte die Frage nach der Kurstadt als Kunstmarkt bislang überhaupt noch nicht gestellt, obwohl die Entwicklung des Kunstmarktes generell seit der Frühneuzeit in den letzten Jahrzehnten durchaus Beachtung gefunden hat. Nach einem kurzen Abriss zur Entwicklung des Kunstmarktes im „langen“ 19. Jahrhundert wird das Fallbeispiel „Homburg“ näher untersucht. Dabei dienen die ab 1834 erscheinenden Kur- bzw. Fremdenlisten als zentrale Quelle, die im Projekt „Homburger Kur- und Badelisten“ erschlossen sind (www.lagis-hessen.de/de/klhg).
Zunächst werden sie nach den Malern und ihrem potentiellen Kundenkreis befragt. Anschließend werden die darin annoncierten Auktionen und Ausstellungen bzgl. des Angebotes und den „Orten des Konsums“ ausgewertet. Es wird dabei deutlich, dass die Kurstadt auch in Bezug auf die Kunst zweifellos ein Ort des „demonstrativen Konsums“ war und eine Geschichte des Kunstmarktes im 19. Jahrhundert ohne eine intensivere Beschäftigung mit den wichtigen Gesellschaftsbädern unvollständig bleiben muss.
Holger Th. Gräf: 1982-88 Studium der Geschichte in Gießen und Leicester, 1992 Promotion, seit 1996 als Akademischer Oberrat am Hessischen Institut für Landesgeschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Marburg; Mitglied u. a. im Kuratorium des Instituts für vergleichende Städtegeschichte (Münster), im Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung, in den Historischen Kommissionen Darmstadt und Nassau sowie im Vorstand der Historischen Kommission für Hessen. Forschungen und Publikationen zur Stadt-, Adels-, Diplomatie-, und Militärgeschichte sowie zur Historiografiegeschichte und zur Historischen Bildkunde.