Ihre Nutzung und Verwertung prägen unseren Umgang mit Pflanzen. Doch was wäre, wenn wir unsere Sichtweise verändern und Pflanzen als Mitwesen anerkennen, die unsere Umwelt mitgestalten, die auf eigene Weise gedeihen, eigene Rechte haben und für deren Wohlergehen wir Sorge tragen?
Die kommende Ausstellung „Pflanzengespür“ lädt mit Exponaten aus unterschiedlichen Zusammenhängen dazu ein, unsere grünen Gefährten neu kennenzulernen: als intelligente, kommunizierende, lernende, empfindungsfähige Wesen, die auf vielfältige Weisen mit ihrer Umwelt interagieren. Sie versammelt zeitgenössische Kunstwerke sowie kulturhistorische und literarische Positionen, die Pflanzen als lernfähige Mit-Wesen betrachten und ihre Lebensgeschichten erfahrbar machen. Die Ausstellung wirft dabei Fragen auf: Auf welche Weise können Menschen überhaupt Kontakt mit Pflanzen aufnehmen, um Einblicke in ihre Lebensweisen zu gewinnen? Wie verändert sich unser Umgang mit Pflanzen, wenn wir sie aufgrund ihrer vielfältigen und bisher unterschätzten Fähigkeiten als intelligent begreifen? Wie verändert eine gesteigerte Pflanzenwahrnehmung die Art und Weise, wie wir uns hierzulande als Individuen und Gemeinschaften begreifen? Inwieweit definieren Beziehungen zu anderen Lebewesen unser Dasein?
Diese Hinwendung zu Pflanzen birgt immenses Potenzial für neue Zugänge zur lebendigen Welt, die von einer Haltung des Lauschens, Beobachtens und Lernens geprägt sind sowie von Wertschätzung, Neugier und der Absicht, sich berühren zu lassen. In westlich geprägten Kulturen wurden vor Jahrhunderten kategoriale Grenzen zwischen den Wesen gezogen und der Mensch wurde lange über andere Lebensformen gesetzt. Die ökologischen Krisen der Gegenwart und die damit verbundenen Erschütterungen menschlicher Selbstverständnisse erfordern eine Neuverortung: Menschsein bedeutet, Teil einer biotischen Gemeinschaft zu sein. Hoffnung auf Wege aus der ökologischen Krise heraus kann auch daraus geschöpft werden, die Mitglieder dieser Gemeinschaft kennenzulernen und sie in ihrer Andersheit, in ihren spezifischen Existenzweisen und Verflechtungen mit den Menschen zu respektieren.
Titelmotiv: Nicholas Kahn und Richard Selesnick, King of Weeds, 2012, Fotografie, aus der Serie Truppe Fledermaus, © Kahn & Selesnick
Motiv 2: Mathilde Rosier, The Weed, Mauvaise herbe, Cabaret des oiseaux, Study 1, 2021, Zeichnung, © Kadel Willborn, Düsseldorf & the artist, VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Dominik Hodel