Begründungen der Jury
„Anke Stellings Prosa analysiert auf hoch sensible Weise die Mittelstandsgesellschaft der Gegenwart. Ihre jüngsten Romane ‚Bodentiefe Fenster‘, ‚Fürsorge‘ und ‚Schäfchen im Trockenen‘ bilden zusammengenommen eine Trilogie moderner Gemeinschaft. Mit soziologischer Präzision stellt Anke Stelling dar, wie und mit welchen Konsequenzen heutige Bürgerlichkeit von den antibürgerlichen Werten der 68er infiziert worden ist: von dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, lustvollem Konsum und Kreativität. Doch wo bleibt in diesem Zusammenhang die Kunst? Kann sie fröhlich mittun und doch der feinste Seismograph ihrer Zeit bleiben? Und welchen Ton hat die Literatur für ihre Erkundungen zu wählen? Diesen Fragen widmet sich Anke Stellings Arbeit: ebenso neugierig wie mitunter zornig, vor allem aber mit den eigentlichen Erkenntnisformen des Poetischen: mit Genauigkeit, Feinfühligkeit und Witz.“
„Eckhart Nickel hat mit seinem Romandebüt ‚Hysteria‘ das Buch zum Anthropozän geschrieben. Dass etwas faul ist in diesem Staate Landlust der näheren Zukunft, markiert schon der erste Satz dieser so eleganten wie durchtriebenen Prosa: ‚Mit den Himbeeren stimmte etwas nicht‘. Eckhart Nickels Text, der den Weg vom Ökomarkt ins Hightechlabor nachzeichnet, verknüpft dabei überaus anspielungsreich und mit abgründigem Humor den Biowahn unserer Zeit mit der schwarzen Romantik. Mit den Mitteln der Literatur stellt er unsere von Paranoia und Verschwörungstheorien durchsetzte Gegenwart aufs Unheimlichste wie aufs Vergnüglichste scharf.“